Wikipolitik – wie Parlamentarier:innen versuchen, Wikipedia zu beeinflussen
Das Wichtigste in Kürze
- Wer verfasst die Wikipedia-Einträge der Schweizer Politikerinnen und Politiker? Und wie steht es um deren Neutralität? Um das herauszufinden, hat REFLEKT erstmals alle 253 Artikel der National-, Stände- und Bundesrät:innen analysiert.
- Neben vielen neutralen und etablierten Usern tummeln sich auf Wikipedia auch politische (und teilweise bezahlte) Autor:innen mit Interessenkonflikt: PR-Firmen, persönliche Mitarbeitende, Familien- und Parteimitglieder sowie die Politiker:innen selbst.
- Wir konnten mehrere Fälle rekonstruieren, in denen politische Akteure gegen die Transparenz- oder Neutralitätsrichtlinien von Wikipedia verstossen haben:
- Ein anonymer User mit der IP-Adresse der Bundesverwaltung versuchte kurz nach Amtsantritt eines FDP-Bundesrates, einen Hinweis auf dessen Mitgliedschaft beim Waffenlobby-Verein Pro Tell zu löschen.
- Eine Ständerätin der Grünen engagierte eine PR-Beraterin, um ihren Eintrag mit einem Werbetext zu ergänzen.
- Ein Ständerat der damaligen CVP versuchte mehrmals, eine unliebsame Passage über sein politisches Engagement zu löschen.
- Der persönliche Mitarbeiter einer FDP-Nationalrätin wollte die Mitgliedschaft seiner Arbeitgeberin bei einer Lobbygruppe vertuschen.
- Ein SVP-Nationalrat änderte mithilfe einer PR-Agentur einen missliebigen Abschnitt über sich selbst.
- Ein Nationalrat der Grünen löschte mutmasslich unabsichtlich Informationen zu seiner Ausbildung und seinem Privatleben.
- In den meisten Fällen konnte die politische Einflussnahme durch die Wikipedia-Community verhindert werden. Vereinzelt schaffen es Akteure, Wikipedia durch Beharrlichkeit und subtile Bearbeitungen zu manipulieren.
- Wie sich ein Wikipedia-Artikel mit professioneller Hilfe manipulieren lässt, zeigt das Team von Izzy Projects basierend auf unserer Recherche:
Einleitung
Was in der Wikipedia steht, erreicht die Massen. Eine Milliarde Mal wurden die über zweieinhalb Millionen Einträge der deutschsprachigen Version allein im November aufgerufen. Damit ist Wikipedia die grösste Online-Enzyklopädie der Welt und eine der meistbesuchten Seiten der Schweiz.
Was die Plattform so beliebt macht, ist ihr Grundprinzip der Neutralität: Einträge müssen aus neutraler Perspektive verfasst werden – so, dass sowohl Gegner als auch Befürworter eines Themas die Darstellung tolerieren können. Besonders wichtig ist das im Bereich der Politik, wo positive oder negative Darstellungen die Wählenden beeinflussen.
Wir haben uns deshalb gefragt: Wer verfasst eigentlich die Einträge der Schweizer Politikerinnen und Politiker? Und wie steht es um deren Neutralität?
Um das herauszufinden, haben wir gemeinsam mit netzpolitik.org alle 253 Einträge der Schweizer National-, Stände- und Bundesrät:innen analysiert. Und dabei herausgefunden: Nicht alle Parlamentarierinnen und Parlamentarier respektieren das Grundprinzip der Neutralität. Parteiische Autor:innen sind keine Seltenheit. Und einige von ihnen schrecken auch vor Manipulationsversuchen nicht zurück.
Wer schreibt?
Wir haben uns in einem ersten Schritt angeschaut, wer die Einträge der Schweizer Politikerinnen und Politiker verfasst und bearbeitet hat (Stand: 4. Oktober 2021). An den 253 Einträgen haben Personen mit 1564 verschiedenen Usernamen mitgeschrieben. Diese Vielfalt relativiert sich bei einem genaueren Blick auf die Zahlen:
- 1168 Usernamen wurden nur für eine einzige Bearbeitung verwendet. Die Personen hinter den 50 wichtigsten Usernamen haben mehr als 60 Prozent aller Informationen über die Schweizer Parlamentarier:innen beigetragen.
- Den grössten Beitrag haben die User KurtR (6.8%), Fonero (5.4%) und Felis silvestris catus (4.5%) geleistet. An den meisten Einträgen beteiligt waren Fonero (211), CenturioST (155) und KurtR (129).
- Bei 99 Einträgen hat ein einziger User mehr als die Hälfte des Inhalts geschrieben.
Das zeigt: Einzelne User haben einen relevanten Einfluss darauf, wie die Politikerinnen und Politiker dargestellt werden. Da nicht abschliessend definiert ist, was in einen solchen Eintrag gehört und was nicht, besteht im Rahmen der Grundprinzipien und Empfehlungen ein grosser Spielraum.
Die Autor:innen der Politiker:innen-Einträge lassen sich grob in drei Kategorien aufteilen:
- Die Etablierten. Das sind User, die sich aktiv am Wikipedia-Projekt beteiligen, die unterschiedlichsten Themen bearbeiten und oft Informationen zur eigenen Person auf der Benutzer-Seite publizieren. Manche von ihnen bezeichnen sich als Wikipedianer.
- Die Politischen. Diese Personen konnten wir als User mit politischem Interessenkonflikt identifizieren. Darunter befinden sich bezahlte Akteure wie PR-Firmen oder persönliche Mitarbeitende, aber auch Familienmitglieder und die Politiker:innen selbst. All diese Akteure unterliegen per Wikipedia-Definition einem Interessenkonflikt und sind daher potenziell problematisch. Auf ihre Fälle wird weiter unten eingegangen.
- Die Unbekannten. Zahlreiche User geben kaum etwas bis gar nichts über sich preis und haben in der Vergangenheit nur vereinzelt Artikel zu bestimmten Themen bearbeitet. Einige von ihnen schreiben auffällig oft bei Einträgen von Politiker:innen bestimmter Parteien mit. Aufgrund ihrer Anonymität lässt sich ein allfälliger Interessenkonflikt aber weder be- noch widerlegen.
Was ist problematisch?
Wikipedia versteht sich als ehrenamtlich erstellte, neutral orientierte und werbefreie Enzyklopädie, bei der grundsätzlich alle mitschreiben dürfen. Dennoch gibt es insbesondere beim Schreiben mit Interessenkonflikt gewisse Einschränkungen. Vereinfacht formuliert sollten drei Regeln befolgt werden:
- Am besten nicht mit Interessenkonflikt schreiben. «Von der Artikelanlage und -bearbeitung im Interessenkonflikt raten wir generell ab», lautet eine Richtlinie der Wikipedia. Schreiben in eigener Sache kann problematisch sein und widerspricht den Grundprinzipien der Enzyklopädie. Als besonders heikel gilt bezahltes Schreiben. Das sind Bearbeitungen im Auftrag von Dritten, von denen sich die User materielle oder immaterielle Vorteile versprechen. Dazu gehört auch die Bearbeitung des eigenen Eintrags.
- Wer dennoch über sich selbst oder im Auftrag schreibt, muss dies transparent machen. Das heisst: Bei allen Beiträgen, für die jemand eine materielle oder immaterielle Vergütung erhält oder erwartet, müssen Arbeitgeber, Kunden und Zugehörigkeit offengelegt werden.
- In jedem Fall gilt: Inhalte müssen dem Wikipedia-Standard entsprechen. Sie müssen also von einem neutralen Standpunkt aus geschrieben werden und Themen sachlich darstellen. Wikipedia versteht sich ausdrücklich nicht als Plattform für Werbung oder Selbstinszenierung.
Wie mans richtig macht, zeigt die FDP St. Gallen. Die Partei registrierte den Benutzernamen FDP SG und liess ihn verifizieren, bevor sie im Februar 2019 einen Eintrag für die Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher erstellte. Damit ist transparent ersichtlich, welche Bearbeitungen mit Interessenkonflikt erfolgt sind. Ebenfalls vorbildlich handelte Jonas Hirschi, der als SP-Mitglied und persönlicher Mitarbeiter von Nadine Masshardt den Eintrag der Nationalrätin mehrmals bearbeitet hat: Er registrierte sich als Nutzer und machte den potenziellen Interessenkonflikt transparent. Auf Anfrage schreibt Hirschi: «Wenn die Regeln der Wikipedia eingehalten werden, können meines Erachtens trotz persönlichem Engagement neutrale Beiträge geschrieben werden.» Sowohl seine Beiträge als auch die der FDP St.Gallen sind sachlich und neutral gehalten.
Wie man es nicht machen sollte, zeigen andere User mit Interessenkonflikt, die wir identifizieren konnten. Im Folgenden haben wir zwölf Fälle aufgelistet, in denen entweder gegen die Neutralitäts- oder die Transparenzrichtlinien verstossen wurde. In acht weiteren Fällen bestanden potenzielle Interessenkonflikte bei der Bearbeitung der Einträge. Beschriftet sind alle Beispiele mit den Namen der involvierten Politikerinnen und Politiker. Ob diese für den Verstoss verantwortlich sind oder davon wussten, hängt davon ab, wer den Eintrag bearbeitet hat: Manchmal waren es die Politiker:innen selbst, manchmal handelte es sich um bezahltes Schreiben im Auftrag der Politiker:innen, manchmal um andere Interessenkonflikte und in einigen Fällen blieben die User gänzlich anonym.
Weil es aufgrund der weitgehenden Anonymität der Wikipedia-User nicht möglich ist, alle Autor:innen mit Interessenkonflikt zu identifizieren, erhebt die folgende Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Angaben zum Anteil der jeweiligen User am Gesamttext stammen vom 4. Oktober 2021.
Löschungen
Josef Dittli (FDP/Uri): Ständerat löscht unbliebsamen Abschnitt
Beim Urner Ständerat Josef Dittli fällt auf, dass ein nicht registrierter User namens Dittli in einen Löschversuch und einen damit verbundenen kurzen Edit-War verwickelt war. Am 8. Januar 2019 um 15:51 Uhr löschte er folgenden Abschnitt aus dem Eintrag des FDP-Politikers:
Er sprach sich im September 2018 für eine Lockerung der Kriegsmaterial-Verordnung aus und befürwortete eine Ausweitung der Kriegsmaterialexporte auf Länder, die in einem inneren Konflikt stehen.
Kurz darauf machte der etablierte User Regi51 die Löschung rückgängig.
Zwei Minuten später löschte Dittli den Satz erneut.
Um 15:56 Uhr machte User Regi51 die Löschung zum zweiten Mal rückgängig und verhinderte weitere Bearbeitungen, indem er den Eintrag vorübergehend schützte. Sein Kommentar zum Verhalten von User Dittli: «Wiederkehrender Vandalismus».
Von Izzy Projects auf den Vorfall angesprochen, bestätigt Josef Dittli seinen Löschungsversuch. Seine Begründung: Es könne nicht sein, dass solche Details so prominent hervorgehoben würden. Es handle sich beim betreffenden Satz um eine «selektive politische Haltung», die seiner Meinung nach nicht in einen Wikipedia-Eintrag gehöre, so Dittli gegenüber SRF. «Sonst müsste man ja alle Vorstösse aufnehmen, damit es wieder ausgeglichen ist.»
Ignazio Cassis (FDP/Tessin): Löschversuch aus der Bundesverwaltung
Am 20. September 2017 wurde Ignazio Cassis als Nachfolger von Didier Burkhalter in den Bundesrat gewählt. Neun Tage zuvor war er dem Verein Pro Tell beigetreten, der sich für ein liberaleres Waffenrecht in der Schweiz einsetzt.
Die Mitgliedschaft brachte ihm öffentliche Kritik aber auch Unterstützung ein. So setzten sich die Waffenfreunde in den entscheidenden Tagen vor der Wahl aktiv für Cassis und gegen seinen parteiinternen Konkurrenten Pierre Maudet ein. Cassis wurde gewählt und trat bereits am 16. Oktober mit einer eher fadenscheinigen Begründung wieder aus dem Verein Pro Tell aus. Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Denn das Internet vergisst nicht.
Am 14. Oktober 2017, kurz vor 23 Uhr, ergänzte User Pinguin55 den Wikipedia-Eintrag von Neo-Bundesrat Cassis mit dem Satz: «Anfang September 2017 wurde er Mitglied im Waffenlobby-Verein ProTELL». Zwei Tage später fügte er einen Hinweis auf die öffentliche Kritik und Cassis’ Rückzieher hinzu. Wer sich nun online über den neuen Bundesrat informierte, wurde nach einem Abschnitt über Cassis’ Leben und politisches Wirken auch auf seine Nähe zur Schweizer Waffenlobby hingewiesen.
Das passte nicht allen. Am 1. November 2017 um 14:25 Uhr, mitten im ersten Arbeitstag des neuen Bundesrates, entfernte ein anonymer User mit der IP-Adresse 193.5.216.100 den kritischen Satz. Besonders brisant: Die IP-Adresse lässt sich problemlos dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation zuordnen. Ob die Löschung in offiziellem Auftrag oder aus privater Motivation geschehen ist, kann nicht abschliessend geklärt werden. «Es ist schwierig zu wissen, wer die Bearbeitung durchgeführt hat und ob sie von Ignazio Cassis in Auftrag gegeben wurde», sagt der Wikipedianer Hadi. Für einen bewussten Eingriff spricht die Tatsache, dass Ende 2017 eine Online-Löschaktion aus dem Umfeld des neu gewählten Bundesrats bekannt wurde. Damals machte der Tagesanzeiger publik, dass Cassis kurz vor Weihnachten über 90 Prozent seiner Twitter-Nachrichten hatte verschwinden lassen. Die IP-Adresse des Bundesamtes für Informatik und Telekommunikation wird allerdings von tausenden Personen der Bundesverwaltung genutzt. In der Vergangenheit ging das Wikipedia-Engagement der Beamten so weit, dass sie vorübergehend von der Wikipedia ausgesperrt wurden. Theoretisch dürften sie über die IP-Adresse «keine Bearbeitungen im Auftrag eines Amtes» vornehmen, schreibt Wikipedia. Offizielle Eingriffe müssten über einen verifizierten Account des Bundes geschehen. Ob diese Regel eingehalten wird, lässt sich nicht überprüfen.
«Uns würde auch interessieren, wer versucht hat, den Hinweis zu löschen», sagt EDA-Mediensprecher Michael Steiner gegenüber SRF. Man habe bei Bundesrat Cassis und seinem damaligen Umfeld nachgefragt, ob jemand etwas mit der Löschung zu tun habe. Alle hätten verneint. Es habe auch keinen entsprechenden Auftrag gegeben. Ignazio Casis selbst sei es sicher nicht gewesen, da es sich um seinen ersten Arbeitstag im Bundesrat handelte. «Da hat ein Bundesrat anderes zu tun», so Steiner.
Der Zensurversuch blieb erfolglos. Am 1. November 2017 um 15:59 Uhr fügte Hadi den Hinweis auf Pro Tell wieder ein.
Isabelle Moret (FDP/Waadt): Mitarbeiter der Nationalrätin löscht Lobby-Hinweis
Der Eintrag der FDP-Nationalrätin Isabelle Moret wurde zu 66.6 Prozent von User P Loertscher verfasst. Eine kurze Recherche ergibt, dass Morets persönlicher Mitarbeiter Philippe Loertscher heisst und auf Twitter den Benutzername P_Loertscher verwendet. Unsere Anfrage, ob diese Vermutung korrekt ist, blieb unbeantwortet.
Die Bearbeitungen von P Loertscher sind weitgehend sachlich und betreffen vor allem den politischen Werdegang der Waadtländer Parlamentarierin. Ein Zwischenfall vom August 2017 zeigt jedoch, wie problematisch die Mitarbeit von Usern mit Interessenkonflikt sein kann. Am 17. August 2018 um 16:33 Uhr ergänzt P Loertscher nicht nur Morets Lebenslauf, sondern löscht auch einen Hinweis auf ihre Mitgliedschaft bei der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke – einer auf Initiative von Getränkeherstellern gegründeten Lobbygruppe für Süssgetränke. Kleinere Schreibfehler von User P Loertscher korrigieren Wikipedianer innert kürzester Zeit, seine Löschung hingegen wird erst vier Tage später von User KurtR rückgängig gemacht.
Balthasar Glättli (Grüne/Zürich): Nationalrat löscht mutmasslich unabsichtlich relevante Informationen
Nachtrag vom 22. Dezember 2021: Im Nachzug unserer Publikation vom 20.12.2021 wurde uns von mehreren voneinander unabhängigen und mit der Materie vertrauten Personen bestätigt, dass Balthasar Glättlis Erklärung für den Löschvorfall mit grosser Wahrscheinlichkeit zutrifft. Um diese Einschätzung transparent zu machen, haben wir die Kapitelüberschrift mit den Worten "mutmasslich unabsichtlich" ergänzt, im Text unten das Wort "nachvollziehbar" eingefügt und dem Abschnitt diesen Hinweis vorangestellt.
Der Zürcher Nationalrat und Parteipräsident der Grünen Balthasar Glättli ist mit 17,3 Prozent Anteil der wichtigste Autor seines eigenen Beitrags. Dass er hinter dem Benutzernamen Bglaettli steckt, macht der Politiker vorbildlich transparent. Seine Beiträge sind grundsätzlich sachlich – bis auf eine gewichtige Ausnahme. Am 13. November 2015 löschte Glättli mehrere Abschnitte aus seinem Eintrag. Einerseits verschwanden zahlreiche Informationen zu seiner Ausbildung und seinem Beruf – zum Beispiel, dass er 2015 sein Studium abgebrochen hatte. Andererseits löschte der Politiker auch private Informationen, wie etwa den Hinweis auf seine Ehe mit der SP-Politikerin Min Li Marti, die kurz zuvor in den Nationalrat gewählt worden war.
Beide Abschnitte wurden innert Kürze von User Logograph wiederhergestellt und sind bis heute Teil des Eintrags.
Auf den Vorfall angesprochen, erklärt Balthasar Glättli gegenüber SRF nachvollziehbar, dass er lediglich seinen Artikel im Abschnitt "Politisches Engagement" dahingehen korrigieren wollte, dass er nicht mehr Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats sei. Durch eine Fehlmanipulation seien dabei sämtliche anderen Abschnitte gelöscht worden. User Logograph habe das rascher korrigiert, als er selbst reagieren konnte.
2017 habe er sich dazu entschieden, seinen Eintrag nicht mehr selbst zu bearbeiten, schreibt Glättli auf Anfrage. Auch nicht, wenn dieser faktische Fehler enthalte. «Aus meiner Sicht gibt es diesbezüglich ein ungelöstes Spannungsfeld», so der Nationalrat. Auf der einen Seite existiere das verständliche Anliegen, dass Personen oder Institutionen nicht ihren eigenen Eintrag bearbeiten, um die Neutralität von Wikipedia zu wahren. Andererseits gebe es ein ebenso verständliches Anliegen der Öffentlichkeit, korrekt und umfassend informiert zu werden. Zur Illustration des Problems verweist Balthasar Glättli auf mehrere Informationen in seinem Eintrag, die nicht mehr aktuell sind. «Mit einer formellen Möglichkeit, auf Fehler im eigenen Eintrag hinzuweisen, könnte das Problem vielleicht gelöst werden», schreibt der Politiker. Tatsächlich verfügt jeder Wikipedia-Eintrag über eine Diskussionsseite, auf welcher solche Anliegen eingebracht werden können. Diese dürfte allerdings den wenigsten Nutzerinnen und Nutzern der Plattform bekannt sein.
Andri Silberschmidt (FDP/Zürich): Nationalrats-Mitarbeiter löscht Hinweis auf Schulabbruch
Der Eintrag von Nationalrat Andri Silberschmidt wurde zu 38.9 Prozent von User Lukas Aecherli verfasst. Der FDP-Politiker bestätigt auf Anfrage, dass es sich dabei um seinen gleichnamigen persönlichen Mitarbeiter handelt. Die meisten Bearbeitungen von Lukas Aecherli sind sachlich und entsprechen den Wikipedia-Richtlinien. Doch am 17. November 2019 verschwand plötzlich ein Hinweis aus Silberschmidts Werdegang. Statt «Er brach nach neun Schuljahren das Wirtschaftsgymnasium ab und absolvierte anschliessend eine Banklehre (…)» hiess es nun «Im Zürcher Oberland aufgewachsen, entschied sich Silberschmidt nach der obligatorischen Schulzeit für eine Banklehre mit Berufsmatur (…).»
User Lukas Aecherli liess die Tatsache verschwinden, dass sein Auftraggeber das Gymnasium abgebrochen hatte. Von dieser Änderung habe er nichts gewusst, sagt Andri Silberschmidt auf Nachfrage. Er habe kein Problem damit, über den Schulabbruch zu sprechen und gehe auch damit transparent um. Tatsächlich sprach er im Oktober 2021 gegenüber dem SRF offen über die Begebenheit und sagte bereits 2018 in einem Interview: «Ich konnte nicht fünf Tage die Woche die Schulbank drücken.»
Werbung & Beschönigung
Maya Graf (Grüne/Baselland): Ständerätin engagiert PR-Beraterin für Werbetext
Wer sich vor dem 27. Mai 2020 über die Grünen-Politikerin Maya Graf informieren wollte, landete auf ihrem sachlichen und relativ kurzen Eintrag. Dann trat ein User (Name der Redaktion bekannt) in Aktion, ergänzte knapp 1800 Zeichen und verschönerte den Artikel. Statt mit der üblicherweise sehr sachlichen und kurzen Einleitung begann der neue Eintrag mit einem werbenden Text:
Maya Graf ist stark engagiert für den Ausbau der Forschung, insbesondere der Agrarforschung. Sie engagiert sich u.a. stark in und für die duale Berufsbildung, für nachhaltiges Wirtschaften, Kreislaufwirtschaft Natur- und Umweltschutz, das Gewerbe, Gleichberechtigung und soziale Nachhaltigkeit. 2018 gestaltete sie als Vizepräsidentin die Kampagne zur Fair Food-Volksinitiative der Grünen Schweiz mit.
Die Änderungen wurden im Auftrag der Politikerin angebracht und gelten daher laut Wikipedia als bezahltes Schreiben. Entgegen der Richtlinien hat der bearbeitende User sein Auftragsverhältnis nicht transparent gemacht.
Wenige Stunden nach der Bearbeitung wurde der Artikel durch den Wikipedianer Hadi «wikifiziert». Er sagt dazu: «PR-Personen verstehen manchmal nicht, dass sie ihre PR-Sprache nicht auf Wikipedia verwenden können. So fliegen sie schnell auf.» Jedoch: Die umfangreiche Einleitung findet sich leicht abgeschwächt bis heute auf Wikipedia.
Von SRF auf den Vorwurf der unerlaubten Werbung angesprochen, reagiert Maya Graf mit Unverständnis. Sie sei erstaunt, da es sich aus ihrer Sicht lediglich um Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit handle. «So können sich alle darüber informieren, welche Politiker:innen sich in welchen Themenfeldern stark engagieren», sagt die Ständerätin. Dass durch das intransparente, bezahlte und wertende Schreiben mehrere Regeln der Plattform missachtet worden sind, lässt sie dabei ausser Acht.
Franz Grüter (SVP/Luzern): Nationalrat engagiert Kommunikationsagentur
Unter den Wikipedia-Autor:innen tummeln sich nicht nur Politiker:innen und parteinahe User – auch bezahlte, externe Akteure wie PR-Agenturen oder Kommunikations-Beraterinnen schreiben mit. So wurde etwa der Eintrag des Luzerner SVP-Nationalrats Franz Grüter vom User einfach machen Hamburg bearbeitet. Dahinter steckt eine deutsche Kommunikationsagentur, die ihren Eingriff transparent macht und auf dem verifizierten Benutzerkonto zahlreiche weitere Auftragsbearbeitungen aufführt. Franz Grüter sagt auf Anfrage, dass er die Agentur beauftragt habe, um ein seiner Ansicht nach falsches Zitat zu ändern.
Bis am 17. Juni 2021 hiess es in Grüters Eintrag:
Grüter bekannte sich vor den US-Präsidentschaftswahlen 2016, der «wohl grösste Fan von Donald Trump im Bundeshaus» zu sein.
Das änderten die deutschen Kommunikations-Profis um 10.49 Uhr in:
Weil Grüter vor der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 «einer der wenigen Schweizer Politiker gewesen [war], die den Sieg Trumps vorausgesagt hatten», wurde er «damals vom ‹Blick› kurzerhand als ‹Trump-Fan› bezeichnet».
Der Wikipedianer KurtR machte die Änderung rückgängig und wies darauf hin, dass es sich bei der Aussage «Ja, ich bin wohl der grösste Trump-Fan im Bundeshaus (lacht)» um ein Zitat Grüters handle.
Doch die Agentur liess nicht locker und schaffte es nach mehrmaligem Hin und Her, den Trump-Hinweis abzuschwächen. Anfang Dezember 2021 lautet der entsprechende Absatz:
Grüter war einer der wenigen Schweizer Politiker, der Position für den amerikanischen Präsidenten Donald Trump ergriff. Er habe Respekt für Trumps Werdegang und unterstütze viele seiner Ideen.
Die Anekdote steht beispielhaft dafür, dass Wikipedia durch Beharrlichkeit und bezahltes Schreiben zum eigenen Vorteil verändert werden kann. Davon abgesehen habe er niemanden mit der Bearbeitung seines Artikels beauftragt, so Grüter. Die eigene Webseite sei für ihn wichtiger als sein Wikipedia-Eintrag.
Felix Wettstein (Grüne/Solothurn): Nationalrat wirbt für sich selbst
Auch der Solothurner Grünen-Nationalrat Felix Wettstein versuchte sein Wikipedia-Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sein Eintrag wurde zu 73,2 Prozent von User Felixwettstein verfasst und Ende Juli 2019 erstellt – mitten im Wahlkampf und drei Monate vor Wettsteins Wahl in den Nationalrat.
Auf Anfrage bestätigt der Politiker, dass er den Eintrag selbst erstellt hat. Zwar nutzte er dazu seinen Namen, er erstellte jedoch kein Benutzerkonto und machte damit nicht transparent, dass es sich beim schreibenden User um den beschriebenen Politiker handelt. Im Rahmen der Nationalratswahlen habe er «eine grundsätzliche Anregung aufgegriffen, wonach es über die Mitglieder des nationalen Parlaments einen Wikipedia-Eintrag geben soll», erklärt Wettstein. Die Neutralität von Wikipedia schätze er als «sehr erstrebenswert» ein, weshalb er sich beim Verfassen des Eintrags um Objektivität bemüht habe.
Ganz gelungen ist dem Grünen-Politiker das objektive Schreiben allerdings nicht. Indem er am 29. Juli 2019 seine politischen Erfolge aufzählte, verstiess er gegen die Richtlinien von Wikipedia. Noch am gleichen Tag löschte User Lutheraner grosse Teile des Eintrags und kommentierte: «Werbeblock raus».
Josef Dittli (FDP/Uri): Anonymer User macht Werbung für Ständerat
Bis 2008 bestand der Wikipedia-Eintrag des Urner Ständerats Josef Dittli aus sieben sachlichen Sätzen:
Josef Dittli (* 11. April1957) ist ein Politiker (FDP) des Schweizer Kantons Uri. Er ist heimatberechtigt und wohnhaft in Attinghausen. Er war 1978–1985 Volksschullehrer. Anschliessend begann er seine Ausbildung zum Berufsoffizier. Er war der Gründungspräsident der Ortspartei der Freisinnig-Demokratischen Partei von Attinghausen und amtierte dort auch als Gemeinderat. 1992–1995 amtierte er als Vizepräsident der Kantonalpartei. Seit dem 1. Juni 2004 ist er im Regierungsrat – als Sicherheitsdirektor.
Das änderte sich, als am Abend des 26. Oktober ein anonymer User mit der IP-Adresse 83.78.76.209 in die Tasten griff. Mit lobenden Worten pries er Dittlis politisches Schaffen und ganz besonders seine Rolle bei der Anwerbung des ägyptischen Investors Samih Sawiris für das Tourismusresort in Andermatt:
Ihm ist zu verdanken, dass der Investor den Weg in den Kanton Uri fand. So gelang es ihm im November 2004, über Herrn Botschafter Raimund Kunz den Kontakt zum Investor zu knüpfen und diesen erstmals im Februar 2005 nach Andermatt einzuladen, um ihn von den Schönheiten der Region zu überzeugen und mit ihm das wirtschaftliche und touristische Potential zu erörtern. Er führte während eines Jahres als Vorsitzender einer diskret arbeitenden Arbeitsgruppe die erfolgreich verlaufene Anwerbephase.
Es sind Sätze, die eins zu eins von der Webseite der FDP übernommen wurden. Dort gehören sie hin - auf der Wikipedia hingegen verstossen die werbenden Worte gegen den Grundsatz des neutralen Schreibens. Das realisierte auch User Manib - allerdings erst am 31. Dezember 2018, zehn Jahre zu spät. Er löschte die unzulässigen Informationen mit dem Hinweis: «Klang teilweise wie aus einem Bewerbungsportfolio».
Petra Gössi (FDP/Schwyz): Anonymer User beschönigt Eintrag der Nationalrätin
Am 6. August 2018 bearbeitete der anonyme User Smackiii das Profil der FDP-Nationalrätin und damaligen Parteipräsidentin Petra Gössi. Ein grosser Teil des Abschnittes zu Gössis politischer Position verschwand und wurde mit neuen Informationen ersetzt.
Gössi gehört zum wirtschaftsliberalen Flügel der FDP. Sie setzt sich für einen föderalistischen, schlanken Staat ein, in dem die Menschen frei denken, arbeiten und leben können und hält die Eigenverantwortung hoch. Gegenüber einem ausgebauten Umweltschutz und der finanziellen Kulturförderung durch den Bund ist sie eher skeptisch eingestellt.
Petra Gössi setzt sich für einen föderalistischen, schlanken Staat ein, in dem die Menschen frei denken, arbeiten und leben können und hält die Eigenverantwortung hoch. So sagt sie [Petra Gössi] von sich selber: ‘Es ist der Glaube an die Fähigkeiten jedes einzelnen Menschen, der den Kern meiner Politik ausmacht. Deshalb brauchen wir den Staat nur als Organisator jener Aufgaben, die wir als Individuen nicht lösen können. Wir alle haben die Kraft und das Recht, frei über unser Leben zu entscheiden, solange wir damit den anderen nicht schaden. Deshalb bin ich bei der FDP.‘
Zudem wurden Informationen zu Gössis «zunächst ablehnende Position zur Heirat und zur Stiefkind-Adoption von gleichgeschlechtlichen Paaren» gelöscht. Die offensichtliche Beschönigung machte User Mautpreller innert weniger Minuten rückgängig. Seine Bemerkung dazu:«Bitte keine Eigenwerbung».
Mangelnde Transparenz
In den folgenden Fällen haben die bearbeitenden User im Auftrag der Politiker:innen gehandelt. Das gilt laut Wikipedia als bezahltes Schreiben und muss transparent gemacht werden. In beiden Fällen haben die User gegen diese Richtlinie verstossen – ihre Bearbeitungen sind aber neutral gehalten und beinhalten weder Lösch- noch Werbeversuche.
Regula Rytz (Grüne/Bern): Persönliche Mitarbeiterin aktualisiert Eintrag der Nationalrätin
Der Eintrag der Nationalrätin und ehemaligen Parteipräsidentin der Grünen wurde zu 38,2 Prozent von User Eliza Kamm verfasst. Dass es sich dabei um eine gleichnamige Mitarbeiterin von Regula Rytz handelt, bestätigt die Politikerin auf Anfrage. Nach Abgabe des Parteipräsidiums im Juni 2020 habe sie ihre damalige persönliche Mitarbeiterin darum gebeten, ihre Funktionen bei Wikipedia und anderen Nachschlagewerken zu aktualisieren. Eliza Kamm habe sich daraufhin nach den Spielregeln erkundigt und die entsprechenden Änderungen vorgenommen. «Sie hat das wie immer eigenständig – also ohne konkrete Textvorschläge von mir – gemacht», so Regula Rytz. Dass dieses Engagement nicht ausreichend transparent gemacht worden, bedauere sie. Und sie fügt an: «Ich überlasse es gerne der Wikipedia-Community, zukünftige Veränderungen in meinem politischen und beruflichen Lebenslauf zu ergänzen.»
Selber nutzt die Politikerin Wikipedia häufig, um sich einen groben Einblick in ein Themenfeld zu verschaffen. Sie schätze die Plattform als wertvoll sowie neutral ein und finde ihre Unabhängigkeit sehr relevant. «Aussagen müssen wahr und belegbar sein sowie von der Community im Sinne der Grundwerte freigegeben werden», so Regula Rytz. «Innerhalb dieser Spielregeln scheint aber einiges möglich zu sein.» Sie habe sich kurz die Einträge anderer (früherer) Parteipräsident:innen angeschaut und dabei festgestellt, dass teilweise ausführlich und positiv über inhaltliche Positionen oder mediale Einschätzungen berichtet werde. Bei ihrem Eintrag ist das nicht der Fall: Dieser ist sehr sachlich verfasst und beinhaltet kaum Informationen zu ihren Positionen.
Andrea Caroni (FDP/Ausserrhoden): Persönliche Mitarbeiterin aktualisiert Eintrag des Ständerats
Die wichtigste Autorin des Wikipedia-Eintrags von Ständerat Andrea Caroni ist User Anneliese Looser mit 32.9 Prozent. Eine kurze Recherche ergibt, dass eine gleichnamige Person für die Webseite des FDP-Politikers verantwortlich ist. Andrea Caroni bestätigt auf Anfrage, dass es sich dabei um seine Webmasterin handelt. Diese habe seinen Wikipedia-Eintrag mit der Absicht bearbeitet, den Inhalt zu ergänzen und möglichst aktuell zu halten. Dass sich User mit Interessenkonflikt transparent ausweisen sollten, sei weder ihm noch seiner Mitarbeiterin bewusst gewesen. Das könne daran liegen, dass sie den Beitrag als Privatperson und nicht als Agentur oder PR-Profi bearbeitet habe, so Caroni. Der Ständerat legt Wert darauf, zu betonen, dass sein Artikel keine politischen Statements enthält, sondern lediglich Fakten über ihn und seine Verbindungen innerhalb der Politik. Tatsächlich ist der Eintrag vergleichsweise umfangreich, jedoch sachlich und neutral gehalten. «Es liegt mir am Herzen, dass Wikipedia ein neutrales Terrain bleibt», schreibt Caroni. Er würde sich darüber freuen, wenn andere Personen seinen Eintrag ergänzen oder anpassen möchten.
Potenzielle Interessenkonflikte
Mehreren Autor:innen unterliegen einem potenziellem Interessenkonflikt, da sie politische, berufliche oder private Beziehungen zu den von ihnen beschriebenen Politiker:innen unterhalten. Sollten sich die User von der Bearbeitung materielle oder immaterielle Vorteile versprochen haben, würde es sich um bezahltes Schreiben handeln und der Interessenkonflikt müsste transparent gemacht werden. Der erfahrene Wikipedianer Hadi sagt dazu: “Solange Personenartikel als Lebenslauf verstanden werden, sehe ich die Neutralität nicht gefährdet.” Schwieriger werde es, wenn es um Kritik oder Wertungen gehe. Was in einem Politiker:innen-Profil enthalten sein darf und was unter unerlaubter Werbung läuft, ist nicht klar definiert.
Roland Rino Büchel (Nationalrat SVP/St.Gallen)
Der Eintrag des St.Galler SVP-Nationalrats Roland Rino Büchel wurde fast zur Hälfte von User Rightsight.ch verfasst. Wer die URL eingibt, landet auf der Webseite der Ostschweizer Digitalagentur Siebenberge. Einen Hinweis auf die Beteiligung der Agentur sucht man auf dem Wikipedia-Eintrag des Politikers vergebens. Der Text ist sehr sachlich gehalten und entspricht dem Standard der Wikipedia. Dennoch wollten wir von Roland Rino Büchel wissen, ob er eine Agentur engagiert habe, um seinen Artikel zu bearbeiten. Seine Antwort: «Nein.»
Martin Candinas (Nationalrat Die Mitte/Graubünden)
Mit 23.6 Prozent hat User Crossmultimedial am meisten zum Eintrag des Bündner Nationalrats Martin Candinas beigetragen. Der Username deckt sich fast gänzlich mit dem Benutzernamen, den Laura Curau, die ehemalige Kampagnenleiterin der CVP (2015-2018), für ihr Pinterest-Profil verwendet. Auf Anfrage bestätigt diese die Recherche und erklärt, dass sie den Eintrag von Martin Candinas im Vorfeld der Nationalratswahlen im Oktober 2011 erstellt hat. Die Bearbeitung sei vor ihrer Anstellung als Kampagnenleiterin und im Rahmen eines freiwilligen Engagements für die Junge CVP Schweiz erfolgt. «Es ging uns darum, dass die Spitzenkandidaten auf Wikipedia zu finden sind», so Curau. «Wir wussten, dass wir den Text sehr neutral halten müssen, damit er so belassen wird.» Tatsächlich sind die Bearbeitungen sehr sachlich gehalten. Aufgrund der Neutralität des erfassten Artikels schien ihr zusätzliche Transparenz hinsichtlich des politischen Hintergrundes nicht nötig, schreibt Laura Curau.
Sandra Sollberger-Muff (Nationalrätin SVP/Baselland)
Ein Sonderfall ist der Wikipedia-Eintrag der Basler Nationalrätin Sandra Sollberger-Muff. Drei User mit ähnlichem Namen haben insgesamt 40.8 Prozent ihres Eintrags verfasst. Sowohl bei SimeonSollberger (18.9%), als auch bei Sollberger Simeon (11.5%) und Sollberger (10.4%) könnte es sich um den Ehmann der Parlamentarierin, Simeon Sollberger, handeln. Keines der drei Profile macht den mutmasslichen Interessenkonflikt transparent. Eine entsprechende Anfrage an die Politikerin blieb unbeantwortet. Die mutmassliche Verwandtschaft hat allerdings keinen Einfluss auf die Neutralität der Bearbeitungen: Alle Beiträge der drei User sind sachlich und objektiv verfasst.
Ruth Humbel (Nationalrätin Die Mitte/Aargau)
Der Eintrag von Ruth Humbel wurde zu 43.5 Prozent von User IG seltene Krankheiten verfasst. Der User hat kein Benutzerkonto erstellt und macht damit nicht transparent, in wessen Auftrag er die Bearbeitungen vorgenommen hat. Klar ist: Präsidentin der Interessengemeinschaft ist Ruth Humbel selbst. Unsere Anfrage an die Nationalrätin blieb unbeantwortet. Der Eintrag ist sachlich und neutral verfasst.
Therese Schläpfer (Nationalrätin SVP/Zürich)
Der Eintrag der Zürcher SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer wurde zu 78.6 Prozent von User Tmweidmann verfasst, dessen Benutzername sich auf den Zürcher SVP-Kantonsrat Tobias Weidmann zurückführen lässt. Dieser bestätigt auf Anfrage, dass er den Eintrag im August 2019 erstellt hat. Er habe damals festgestellt, dass Therese Schläpfer trotz ihrer Wahl in den Nationalrat über keinen Wikipedia-Artikel verfügte. Aufgrund seiner IT-Affinität erstellte der Politiker seinen ersten und bislang einzigen Eintrag – aus eigenem Antrieb und ohne Bezahlung, wie er betont. «Ich schätze Wikipedia sehr und habe daher darauf geachtet, den Artikel möglichst kurz und sachlich zu halten», so Weidmann. Tatsächlich liest sich sein Beitrag sehr neutral.
Barbara Schaffner (Nationalrätin GLP/Zürich)
Der Eintrag der Zürcher GLP-Nationalrätin Barbara Schaffner wurde zu 88.8 Prozent von User Haemmerli verfasst. Dieser gibt sich auf seiner Benutzerseite als «Autor, Journalist, Filmer, Schreiberling, Künstler und Kommunikator» Thomas Haemmerli zu erkennen. Was nicht steht: Haemmerli ist auch Gründer der Kommunikationsagentur haemm.com und im Rahmen eines tiefen Teilzeitpensum für diese tätig. Auf der Firmen-Webseite beschreibt er sich selbst als «diskreten Ghostwriter, Krisenberater und Coach für Medienangelegenheiten».
Das ändert nichts daran, dass der Eintrag von Barbara Schaffner sachlich verfasst ist. Dank der Bearbeitungen von User Haemmerli enthält er zahlreiche Details zu Schaffners Werdegang und ergibt einen positiveren Gesamteindruck als der durchschnittliche Parlamentarier:innen-Artikel. Auch Schaffners «erfolgreicher Vorstoss gegen das Verschwinden einheimischer Krebsarten» bleibt nicht unerwähnt.
Die Nationalrätin erklärt auf Anfrage, dass sie von Thomas Haemmerli kontaktiert worden sei und ihm ihre Publikationsliste zur Verfügung gestellt habe. Sie habe ihn aber nicht mit der Bearbeitung ihres Eintrags beauftragt. Es sei wenig erstaunlich, dass der Erstautor bei einem relativ jungen Beitrag für einen grossen Teil des Eintrags verantwortlich ist. «Die Neutralität ist für Wikipedia zentral», schreibt die Politikerin. «Durch die sorgfältigen Quellenangaben durch Herrn Haemmerli und die Möglichkeit unzähliger weiterer Autoren für Anpassungen am Artikel sehe ich diese nicht gefährdet.»
User Haemmerli ist aufgrund seiner bisherigen Arbeit für das Wikipedia-Projekt ein etablierter User, weshalb seine Bearbeitungen automatisch gesichtet werden. Heisst: Was er schreibt, muss theoretisch nicht geprüft werden, bevor es aufgeschaltet wird. Im vorliegenden Fall wurden die Bearbeitungen von mehreren Usern überprüft und teilweise verändert. Für welches politische Spektrum sich User Haemmerli interessiert, wird aufgrund der Bearbeitungen schnell ersichtlich: Er ist nicht nur mit Abstand wichtigster Autor der Artikel über Corina Gredig (Nationalrätin GLP/Zürich) oder Min Li Marti (Nationalrätin SP/Zürich), sondern hat auch die Einträge von Nicola Forster (Co-Präsident GLP Kanton Zürich), Flavia Kleiner und Laura Zimmermann (beides ehemalige Co-Präsidentinnen Operation Libero) sowie des GLP-Thinktank glp lab verfasst.
«Ich schreibe privat und ehrenamtlich über Personen und Sachen, die mich interessieren», erklärt Thomas Hammerli auf Anfrage. Verfasse er einen Artikel, wisse er danach alles über eine Person, da er versuche, alles zu finden, was sich finden lasse. Das und die Begeisterung für Wikipedia seien seine Motivation. Wichtig sei dabei, dass er selbst entscheide, worüber er schreibe, so Haemmerli. Weder von Min Li Marti, noch von Corina Gredig, Barbara Schaffner oder anderen Partei-Exponent:innen sei er je für seine Wikipedia-Aktivitäten bezahlt worden. Dass man Personen, über die man Einträge verfasst, eine gewisse Sympathie und vor allem Interesse entgegenbringt, gehöre hingegen zu den Treibern von Wikipedia. Bezüglich seiner Identität und seiner politischen Positionen sei er transparenter als viele andere User, so Thomas Hammerli. Wikipedia fordere aber keine politische und weltanschauliche Abstinenz, sondern vielmehr Neutralität im Schreiben. Das bedeute: Keine Werturteile der Schreibenden, Bearbeitungen müssen belegt werden und Wichtiges dürfe nicht unerwähnt bleiben. «Diese Grundsätze finde ich richtig und wichtig und ich halte mich daran.»
Corina Gredig (Nationalrätin GLP/Zürich)
Wie bei ihrer Parteikollegin Barbara Schaffner ist User Haemmerli auch beim Eintrag von GLP-Nationalrätin Corina Gredig der mit Abstand wichtigste Autor. Seine Arbeit als Kommunikationsspezialist sowie sein Interesse für das linksgrüne Politikspektrum wurden bereits im vorangehenden Fallbeispiel erwähnt.
Im Artikel von Corina Gredig kommen subtil wertende Elemente vor, weshalb im Vergleich zu anderen Parlamentarier:innen-Einträgen ein leicht positiveres Gesamtbild entsteht. Zwei Beispiele: «2018 wurde sie mit auffällig vielen Panaschierstimmen in den Stadtzürcher Gemeinderat gewählt.» Oder: «Das Duo will die Partei erneuern und jüngere sowie digital affine Wählersegmente ansprechen.»
Den Artikel über sich habe sie weder bezahlt noch veranlasst, schreibt Corina Gredig auf Anfrage. Er erscheine ihr ausserdem nicht ausserordentlich und die nötigen Quellen würden genannt. «Es steht ja jedem frei, den Beitrag jederzeit abzuändern», so die Politikerin. Aufgrund des tiefen Anteils von Frauenprofilen habe sie sich selbst schon überlegt, bei Wikipedia mitzuschreiben.
Min Li Marti (Nationalrätin SP/Zürich)
Wie bei den GLP-Politikerinnen Barbara Schaffner und Corina Gredig ist User Haemmerli auch beim Eintrag der SP-Parlamentarierin Min Li Marti der wichtigste Autor. Dass der Autor gemeinsam mit Min Li Marti bei der Kommunikationsagentur haemmerlischaefer contemporary communications gearbeitet hat, lässt er in seinem Benutzerprofil unerwähnt.
Der Eintrag der SP-Politikerin ist sachlich verfasst, spart aber nicht mit Details. So ergänzte Haemmerli den Artikel im August 2013, vor der Stadtratswahl in Zürich, mit dem Hinweis, dass «Marti als eine von zwei klaren Favoriten» bezeichnet werde. Eine für Wikipedia eher untypische Ergänzung, die nach der verlorenen Wahl dann auch wieder verschwand. User Albinfo schrieb im Juni 2015: «Einzelne Reden müssen hier wohl nicht aufgeführt werden… Auch sonst scheint es zum Teil mehr darum zu gehen, gewisse Websites in der Wikipedia verlinkt zu haben. Nichtssagende Nachweise gelöscht.»
Nationalrätin Min Li Marti erklärt auf Anfrage, dass sie den Wikipedia-Eintrag erst nach seiner Veröffentlichung wahrgenommen habe. Den Autoren Thomas Haemmerli kenne sie zwar, sie habe aber zum Zeitpunkt der Bearbeitungen nicht mit ihm zusammengearbeitet und ihn auch nie mit PR-Arbeit beauftragt.
Die Kontrolleure
Die meisten der von uns entdeckten Manipulationsversuche wurden verhindert oder innert kürzester Zeit rückgängig gemacht. Das ist das Verdienst der aktiven Wikipedia-Community rund um etablierte User wie KurtR oder Hadi. Ihre Namen tauchen immer wieder auf, wenn es darum geht, ungerechtfertigte Löschungen oder Beschönigungen in Einträgen der Politiker:innen zu verhindern.
Bei dieser Kontrollarbeit werden die Wikipedianer durch ein Sichtungssystem unterstützt: Alle Bearbeitungen durch neue oder nicht angemeldete User werden etablierten Usern (sogenannten aktiven Sichtern) angezeigt und müssen von diesen geprüft werden, bevor sie in der aktuellen Version des Eintrages erscheinen. Insbesondere plumpe Löschungen und offensichtliche Werbetexte werden so sofort entdeckt und rückgängig gemacht.
Doch trotz dieses grossen Engagements der Wikipedianer hat auch dieses System seine Schwachstellen. Einerseits existieren sogenannte automatische Sichtungen: Wer mehr als 50 Bearbeitungen getätigt hat, wird automatisch gesichtet und nicht zwingend überprüft – die Bearbeitungen fliessen also direkt in die aktuelle Version des Eintrags ein. Einige politische User wie zum Beispiel Haemmerli oder FDP SG haben diese Schwelle überschritten und können einfacher Änderungen vornehmen.
Zudem bedeutet eine Sichtung nicht immer, dass Bearbeitungen im Detail überprüft werden. Sie sage nichts «über die Qualität der Artikelinhalte aus und bietet keine Garantie für einen korrekten Inhalt», heisst es auf der entsprechenden Erklärseite der Wikipedia. Inhaltlich durchdachte Veränderungen können also übersehen werden und die Zeitdauer bis zur Sichtung variiert stark: Kleine Tippfehler beispielsweise werden tendenziell schneller gesichtet als grosse Überarbeitungen. Das zeigt sich etwa bei der Lobby-Löschung der Waadtländer Nationalrätin Isabelle Moret. Auch bei FDP-Ständerat Josef Dittli wurde ein grösserer Werbeblock erst zehn Jahre später entdeckt. Und der persönliche Mitarbeiter von Andri Silberschmidt (FDP) veränderte dessen Biographie so elegant, dass der Schulabbruch des Nationalrats nicht mehr erwähnt wurde.
Wie also liesse sich diese Art von Einflussnahme verhindern? Und wie könnten die Lesenden transparenter informiert werden, dass auch politische Akteure mit Interessenkonflikt mitschreiben?
Kontroverse und Lösungsansätze
Innerhalb der Wikipedia-Community wird das Schreiben mit Interessenkonflikt kontrovers diskutiert. Einige wollen das bezahlte Schreiben ganz verbieten, andere sehen in einem Verbot nur den Beginn neuer Probleme.
Aktuell gilt: Wer bezahlt oder mit einem Interessenkonflikt schreibt, muss seine Assoziierung offenlegen. Für den Wikipedianer Mautpreller geht das zu wenig weit. Er argumentiert, dass die Offenlegungspflicht das bezahlte Schreiben nur legitimiere. Damit werde die fatale Botschaft gesendet, dass Schreiben mit Interessenkonflikt unproblematisch sei. «Bezahltes Schreiben unterminiert den Objektivitätsanspruch der Wikipedia systematisch», schreibt der User auf Anfrage. Es müsse daher von der Community für generell unerwünscht erklärt werden, etwa durch ein Verbot.
Doch solche Verbote haben es schwer. Das zeigt etwa eine Abstimmung innerhalb der Wikipedia-Community, die kürzlich zu Ende gegangen ist. Bis Ende November konnten die User mitentscheiden, ob Auftragsarbeiten durch PR-Dienstleister verboten werden sollen. Die Autorengemeinschaft sei nicht ausreichend in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen, hatte das Initiativkomitee argumentiert: «Die Motivation der Ehrenamtlichen wird durch kommerzielle Methoden und Gewinnabsichten gefährdet.» Dass bezahlte Autor:innen gegen Grundprinzipien wie die Neutralität verstossen, könne selbst eine Offenlegungspflicht nicht verhindern. Und: Für eine flächendeckende Überprüfung der Bearbeitungen fehle es an Arbeitskraft und Motivation.
121 User sprachen sich für ein generelles Verbot aus, 171 dagegen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass das Nein-Lager zu einem grossen Teil nicht gegen schärfere Regeln ist, sondern an der Umsetzbarkeit eines Verbotes zweifelt. «Löst das Problem nicht, sondern verschiebt es in die Illegalität», schreibt User Fano. «Better the devil you know», bringt es User DaB auf den Punkt. «Lieber das Ganze offiziell halten und so die Möglichkeit haben die schlechten Agenturen zu sperren, als alles in den Untergrund zu verdrängen (…).»
«Es gibt keine einfachen Lösungen für das bezahlte Schreiben», sagt der erfahrene Wikipedianer Hadi. Was es hingegen gibt, sind unterschiedlichste Lösungsansätze, die alle Beteiligten in die Pflicht nehmen.
So könnten zum Beispiel bei Einträgen zu lebenden Personen Hinweise eingefügt werden, welche die Lesenden vor möglicherweise nicht-neutralen Inhalten warnen. Ein ähnliches Vorgehen gibt es bereits bei Gesundheits- und Rechtsthemen. Auch liessen sich die Richtlinien strenger gestalten, damit deutlicher wird, was in einen Artikel gehört und was nicht, sagt Wikipedianer Hadi. Insbesondere bei Einträgen zu Politiker:innen ist das oft eine Grauzone und von den beteiligten Personen abhängig. Der langjährige User Mautpreller sieht zudem Verbesserungspotenzial bei der Transparenz: Eine Offenlegungspflicht bei bezahltem Schreiben hätte nur dann einen wirklichen Effekt, wenn die Interessenkonflikte für alle Lesenden schnell erkennbar wären. Aktuell muss man diese mühsam im Versionsverlauf der Wikipedia-Einträge zusammentragen.
Doch die Verantwortung liegt nicht allein bei der Wikipedia-Community. Es brauche mehr Aufklärungsarbeit, damit sich bezahlte User und Politiker:innen an die Richtlinien halten, sagt der Wikipedianer Hadi. Er sei froh darum, wenn Firmen mit Belegen ihre aktuellsten Geschäftszahlen nachtragen oder Politiker:innen ihre Funktionen aktualisieren. «Doch sobald es um Wertungen geht, wird es kritisch.» Die einfachste Art, falsche Informationen im eigenen Profil zu löschen oder abzuändern, ist die jeweilige Diskussionsseite, auf der Änderungsvorschläge eingebracht werden können.
Etwas beitragen können auch die unzähligen Nutzer:innen, die täglich vom gesammelten Wissen der Wikipedia profitieren. «Es sollten mehr Menschen aktiv mitmachen und gemeinsam die Millionen von Artikeln im Auge behalten», so Hadi. Zudem sei ein solches Projekt auf eine mündige Leserschaft angewiesen, die einordnen kann und kritisch denkt. Denn mit den eigenen Unzulänglichkeiten geht Wikipedia sehr offen um: Mehrere Seiten thematisieren Kritik an der Enzyklopädie, was sie nicht sein will und wo ihre Schwachstellen liegen.
So ist die Wikipedia das, was sie vorgibt zu sein: Eine wahnsinnig umfangreiche und wertvolle Online-Enzyklopädie, von Laien und Experten:innen verfasst wird – mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen.
Über die Recherche
Gemeinsam mit netzpolitik.org hat das unabhängige & investigative Recherche-Team REFLEKT erstmals alle 253 Wikipedia-Einträge der Schweizer National-, Stände- und Bundesrät:innen analysiert. Das Projekt "Wikipolitik" dauerte rund zweieinhalb Monate, an Recherche und Produktion waren sieben Personen beteiligt.
In einem ersten Schritt haben wir basierend auf den öffentlich zugänglichen Daten der Wikipedia systematisch erhoben, welche User wie viele Zeichen zu welchen Einträgen beigetragen haben. Dadurch konnten wir die wichtigsten Usernamen für jeden Eintrag identifizieren und erste Hinweise auf potenzielle Interessenkonflikte sammeln. Die Datenbank mit allen involvierten Usernamen, aufgeschlüsselt nach ihrem Beitrag an die einzelnen Politiker:innen-Einträge, lässt sich hier einsehen.
Da sich unerlaubte Bearbeitungen wie Löschungen oder Werbeversuche nicht automatisch analysieren lassen, mussten wir in einem zweiten Schritt die Versionsgeschichten aller Einträge in aufwendiger Handarbeit durchsuchen. Dabei hielten wir nach Auffälligkeiten Ausschau: Lassen sich Autor:innen mit Interessenkonflikt identifizieren? Verstossen einzelne Bearbeitungen gegen die Richtlinien der Wikipedia? Und wer steckt dahinter? Diese nicht automatisierte und aufwändige Erhebung ist fehleranfällig, weshalb unsere Recherche keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Da viele Wikipedia-User gänzlich anonym agieren, muss zudem davon ausgegangen werden, dass zahlreiche Interessenkonflikte bestehten, die sich weder erkennen noch belegen lassen.
Mitarbeit
- Michelle Becht: Recherche & Text
- Christian Zeier: Recherche & Text
- Anna Biselli (netzpolitik.org): Mitarbeit Recherche
- Izzy Projects: Video
- Florian Spring: Fotografie
- Nicolas Polli: Fotografie
- Valentin Felber: Produktion
- Dino Meyer: Webseite
Über REFLEKT
REFLEKT ist das erste investigative, unabhängige & gemeinnützige Recherche-Team der Schweiz. Wir decken Missstände auf und recherchieren ergebnisoffen. Die Ergebnisse publizieren wir auf unseren Online-Kanälen sowie in Kooperation mit reichweitenstarken Medien im In- und Ausland. Mit investigativem Qualitätsjournalismus fördern wir Transparenz und leisten einen Beitrag zur Demokratie.
Publikationen
- Basierend auf unserer Recherche zeigt das Team von Izzy Projects eindrücklich auf, wie sich der Eintrag eines Politikers mit professioneller Hilfe verändern lässt: «Was dir Schweizer Politiker:innen verschweigen wollen» (20.12.2021)
- Die SRF-Sendung «10 vor 10» berichtet über unsere Recherche, spricht mit REFLEKT-Journalist Christian Zeier und konfrontiert betroffene Parlamentarier:innen: «Schweizer Politiker:innen schönen ihre Wikipedia Einträge.» (20.12.2021)
- Persoenlich.com berichtet über unsere Recherche: «So versuchen Politiker ihre Einträge zu beeinflussen» (20.12.2021)
- Netzpolitik.org berichtet über unsere Recherche, die in Zusammenarbeit mit dem Medium für digitale Freiheitsrechte entstanden ist: «Schweizer Politiker unter der Lupe» (21.12.2021)
- Das Regionaljournal Basel berichtet mit lokalem Fokus über unsere Recherche: «Baselbieter Ständerätin lässt eigenen Wikipedia-Artikel anpassen» (21.12.2021)
- Zentralplus berichtet mit lokalem Fokus über unsere Recherche: «Luzerner SVP-Nationalrat beschönigt Wikipedia-Eintrag» (21.12.2021)
- Das Zentralschweizer Fernsehen Tele 1 spricht mit REFLEKT-Journalist Christian Zeier und berichtet mit lokalem Fokus über unsere Recherche: «Schweizer Politiker verbessern ihre Wikipedia Einträge» (22.12.2021)
- Blick.ch berichtet über unsere Recherche und zeigt auf, dass Nationalrat Franz Grüter die von ihm gelöschte Trump-Aussage tatsächlich getätigt hat: «Diese Politiker schönen ihre Wikipedia-Einträge» (22.12.2021)
- 20min.ch publiziert einen umfassenden Artikel zu unserer Recherche: «Schweizer Politiker schönen Einträge auf Wikipedia»
- Toxic.fm berichtet über REFLEKT, Investigativjournalismus und unsere aktuelle Recherche: «Wir schaffen Transparenz» (22.12.2021)
- Radio RaBe spricht mit REFLEKT-Journalist Christian Zeier über «Wikipolitik» und die politische Einflussnahme der Parlamentarier:innen: «Parlamentarier*innen schönigen ihre Wikipediaeinträge» (23.12.2021)
- Argoviatoday.ch berichtet mit lokalem Fokus über unsere Recherche: «Recherche zeigt: Politiker «bschisse» auf Wikipedia mit Zensur oder PR» (23.12.2021)
- Die Republik erwähnt unsere Recherche im «Briefing aus Bern» (23.12.2021)
- Watson berichtet über unsere Recherche: «Recherche zeigt: Politiker beschönigen Wikipedia-Einträge mit Zensur oder PR» (25.12.2021)
- Der Sonntagsblick erwähnt unsere Recherche in einem Artikel: «Mitmachlexikon im Testosteron-Rausch» (26.12.2021)
- Die Schaffhauser Nachrichten erwähnen unsere Recherche in einem Artikel: «Von Pflegerobotern, Fussgängerstreifen, Wikipedia-Einträgen und einem Schriftzug» (5.2.2022)